Donnerstag, 15. Juli 2010

Tabu Tod

Ich habe vor Tagen den Eintrag auf Alexis' Blog zum Thema Tabus und den Tod gelesen.
auch hier nachzulesen: http://alexissolveyviorsdottir.twoday.net/

Ich muss gestehen dass ich diesen Bericht sehr interessant finde und er mich gerade jetzt aktuell, zum nachdenken anregt.
@ Alexis, wenn Du das hier liest, ich hoffe es ist ok wenn ich was von Dir zitiere, wenn nicht geb mir Bescheid und ich lösche den Eintrag ;-) *rotwerd*

...Auch das bewusste Überschreiten von (eigenen) Grenzen oder das Überwinden von Ängsten hat diese Wirkung. Aber das sind sehr spezielle Randbereiche der Spiritualität und Philosophie.Für Menschen mit mangelnder emotional-geistiger Reife sind sie absolut ungeeignet und sehr gefährlich.Jedoch finde ich, dass wir in unserer christlich geprägten Kultur einen sehr negativen Umgang mit dem Tod haben. Dabei sind Leben und Tod doch so unglaublich eng miteinander verknüpft, dass es eigentlich gar nicht möglich ist, das eine zu verleugnen. Unsere Kultur fürchtet sich vor dem Alter und dem Tod. Warum eigentlich? Wir leben in einem Kreis der allgegenwärtig und endlos ist...

Ich beschäftige mich hin und wieder auch mit diesem Thema, mache mir Gedanken, gerade wenn ich auch sehe wie es meinen Großeltern geht, wenn ich sehe das Familienmitglieder langsam "abbauen" dies direkt miterlebt und eigentlich weiß dass das sterben dazugehört, es jeden "irgendwann" trifft. Ich denke an meinen Glauben, meine Spiritualität und denke an oben geschriebenes. Warum verleugnen oder fürchten wir uns vor diesem Thema. Ich glaube auch an einen endlosen Kreislauf, leben und sterben, Tod und Wiedergeburt...oder anders geschrieben, "wir alle kommen aus dem Schoß, aus dem Kelch, dem Bauch der Großen Mutter und kehren am Ende wieder zu Ihr zurück..."
Und trotzdem, ertappe auch ich mich dass ich bei bestimmten Personen, bei diesem Gedanken, ängstlich werde...

Was das bewußte Überschreiten von Grenzen, den eigenen Grenzen betrifft, so habe ich mich heute Morgen dabei ertappt.
Vielleicht klingt es bescheuert, vielleicht ekelig, vielleicht sogar ein wenig pervers. Es geht nicht um tote Tiere oder Tieropfer, sondern um Menschenleben, um Menschen die völlig unerwartet aus dem Leben gerissen werden.
Um Menschen die morgens aus dem Haus gehen, der Alltag sich vielleicht schon so eingeschlichen hat das eh alles normal und selbstverständlich ist, man sich nicht von seinen Lieben verabschiedet etc... und dann, vielleicht 20 Minuten später auf der Autobahn frontal mit einem entgegenkommenden PKW zusammenknallt, durch die Leitplanken bricht und tot ist...
(so aktuell heute morgen, wer das Radio an hat)

Ich arbeite an einem Platz an dem so etwas leider öfters vorkommt. Meine Kollegen und Chefs sicher schon sehr vieles da draußen gesehen haben...
Und doch, frage ich immer mal wieder, ob man mich nicht mal mit nimmt, "nach draußen, vor Ort sozusagen".
Was ist das?
Neugier?
Krank, wie es manche Menschen vielleicht bezeichnen würden?
Oder hat das auch etwas mit der eigenen Grenzüberschreitung zu tun? Ich wüßte nicht wie ich reagiert hätte, reagieren würde, wenn ich tatsächlich mal an so einen Unfallort käme. Die Bilder die man da zu Gesicht bekommt... Es ist schwer zu erklären was ich damit ausdrücken will, aber ich denke schon dass uns das Thema Tod zum Teil ängstigt und manchen doch auch neugierig oder nachdenklich macht...
Owe, alles nicht so einfach, vor allem wenn man nicht gleich in eine bestimmte Ecke gedrängt werden möchte...

2 Kommentare:

  1. Hallo Tanja!


    Als ich glaube nicht, dass es pervers ist was du schreibst. Im Gegenteil. Es ist meiner Meinung nach vollkommen normal.

    Es ist nur so: Wir haben keinen Bezug zum Tod.
    Ganz früher war das anders. Da starb man im Kreis der Familie. Da gab es Totenwache, Rituale die mit dem Tod einher gingen.

    Wann sieht man schon mal eine Leiche? Das Sterben findet steril und einsam in einem weißen, sauberen Krankenhausbett statt.

    Der Tod, das Fleisch, das Blut, der Körper mit seinen versagenden Funktionen wird ferngehalten von uns. Nein... nicht nur... wir halten es uns selbst fern, denn es könnte uns an unsere eigene Zerstörbarkeit und Vergänglichkeit erinnern.

    Ja, ich geb es zu: mir macht der Gedanke an meinen eigenen Tod oder den Tod von Familie und Freunden auch große Angst. Aber genau darum möchte und muss ich mich damit auseinander setzen. Diesen normalen Prozess zu dämonisieren, zu verstecken oder zu verschleiern wäre falsch.

    Darum gibt es bestimmt auch so viele Schaulustige an Unfallstellen. Wir sind es nicht gewohnt diesen Aspekt des Lebens zu sehen oder zu realisieren.

    Gruß
    Alexis

    p.s. ich hab kein Problem mit Verlinkungen. Hab deine Seite ja auch empfohlen.

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  2. Hallo du,

    ich glaube es ist die Neugier, die dich nach da draußen zieht. So wie es die Neugier ist, die nahezu alle Menschen dazu bringt, bei einem Unfall langsamer zu fahren und zu schauen was passiert ist.

    Ich finde den Gedanken schrecklich, morgens aus dem Haus zu gehen und sich nicht verabschiedet zu haben. Mir machen diese Momente auch ein komisches Gefühl, wenn man mitbekommt, wie Menschen aus dem Leben gerissen werden. Sich nicht verabschieden können, ist dabei ein ganz großer Gedanke.
    Nicht umsonst sage ich oft beim Abschied von jemandem: "Fahr vorsichtig!" oder "Pass auf dich auf!" Und es ist für mich extrem schwer, Dinge nicht gleich zu klären, gerade weil ich Angst habe, dass ich das vielleicht nie wieder klären kann...

    Jetzt mach ich mir auch Gedanken...mal schauen ob daraus ein Blogeintrag wird ;-)

    LG

    Carisa

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