Dienstag, 20. August 2013

Von Ängsten, Zwängen und viel zu viel Gedanken...

Gestern vor drei Wochen kam dieser "Anruf", bis gestern war Funkstille und am Nachmittag erhielt ich eine web.de Grußkarte wie es mir denn ginge und dass ich mich natürlich jederzeit bei Ihr melden kann bla bla...
Ich hab mich gemeldet, bzw. sie mit in eine Mail an meinen Chef gesetzt dass eine Krankmeldung unterwegs ist und ich erst Donnerstag meinen Termin beim Facharzt (Psychiaterin) habe. Mehr nicht, wobei es mich ja schon in den Fingern juckt der besagten Dame ein paar Zeilen zu schreiben...keine Ahnung, kostet wieder unnötige Energie. Ans Telefon werde ich jedenfalls nicht gehen...

Wie es mir geht?
Bescheiden...
Am 08.08. hatte ich meine langersehnte Therapiestunde.
Zuerst teilte meine Therapeutin mir allerdings mit dass sie ebenfalls Post von der Beihilfe bekommen hat, wir ja nun nochmals 20 Stunden bewilligt bekommen haben.
"Wie, 20 Stunden, ich dachte 78 Stunden, da stand doch was von 78 Stunden..."
-" Ja, 78 Stunden INSGESAMT, abzüglich der 58 Stunden seit 2009 haben wir jetzt noch 20 Stunden".
Weiter Anträge werden nicht mehr bewilligt, d.h. ich bleibe auf der Hälfte der Kosten sitzen.
Mir schossen gleich alles mögliche an Gedanken durch den Kopf, " 20 Stunden, so wie es Dir derzeit geht, wie willst Du das schaffen?"
Diese Stunde war heftig denn als sie mich fragte wie es mir denn ginge kam alles hoch, mußte raus...

Wie es mir derzeit geht, dass es sich wie ein innerer Kampf anfühlt, sich blos nicht gehen lassen, stabil sein für meine Mitmenschen etc. Dass ich das Gefühl habe dass es nicht besser wird obwohl ich doch meine Medis nehme. Dass es mich überrollt und mir machtlos vorkomme, ein Gefühl resigniert zu haben, die Welt da draußen so schnell, hektisch und groß ist und ich kaum noch mitkomme...

Klein, unsicher, ängstlich und verloren, dass ich an einem Punkt bin wo ich Angst habe, Angst vor dem was noch kommt und dem Druck nicht standhalte. Angst dass diese Gedankenspirale nicht aufhört, mein Kopf macht was er will.
Gedankenchaos!
Das dieses kämpfen nichts bringt, dass schon alleine das kämpfen so viel Kraft kostet und ich doch die Kraft für ganz andere Dinge brauche, Kraft um gesund zu werden.
Und wer wird gesund?
Ein Mensch der krank ist...
Ich kämpfte schon wieder mit den Tränen (oh wie ich das manchmal hasse, dieses unkontrollierte weinen).
STILLE!
Und dann schoß es raus, "so kann das nicht weitergehen...hier geht es nicht mehr um meine Arbeit, meine Chefs oder was meine Kollegen denken! Hier geht es um MICH Ich muss an MICH denken, meine Familie! Es muss was passieren...!"
"Wenn mein Töchterlein nicht wäre, wäre ich schon längst in eine Klinik..."

Darum ging es dann mehr oder weniger, ob ich mir eine psychosomatische Klinik vorstellen könnte, es gibt durchaus Einrichtungen wo Kinder als Begleitperson mitdürfen.
Natürlich kam ich mit einer Tagesklinik, aber sie riet mir davon ab, meinte ich wäre dort unterfordert (keine Ahnung wie sie das meint), abgesehen davon bleibt der Stress der gleiche, denn morgens muss alles laufen dass ich Töchterlein pünktlich in den Kiga bringe, danach husch husch in die Tagesklinik und dann zeitig Nachmittags wieder raus, damit ich Töchterlein zeitig wieder abholen kann...

Nach dieser Stunde beschäftigte ich mich also mit Tagesklinik vs. stationäre psychosomatische Klinik...
Las in Foren, Internetseiten diverser Kliniken, Klinikbewertungen etc.
Und dennoch brauchte es Tage bis ich endlich den Mut hatte direkt in einer Klinik anzurufen.
Eine Klinik die mich sehr angesprochen hat, vom Konzept her und dass es eben eine Klinik ist wo man auch sein Kind mitbringen kann.
Es ist eine reine psychosomatische Klinik welche auch Kinder und Jugendliche aufnimmt und die Eltern dann eben Begleitpersonen sind.
Für Begleitkinder gibt es viel Programm und tägliche Kinderbetreuung...
Die Dame am Telefon war sehr sehr nett und nahm sich locker eine halbe Stunde Zeit um mir alles zu erklären. Wie ich vorgehen muss bzgl. Beihilfe, Versicherung, Antrag etc...auf was ich achten muss und ich jederzeit anrufen kann. Gegen Ende bot sie mir an mich schonmal auf die Warteliste zu setzen, ich zögerte und meinte dass das schon gerade viel Input war, ich mich nochmals melde...

Das ist alles ziemlich viel derzeit und ehrlich gesagt komme ich hier auch absolut nicht zur Ruhe. Ich bin ein Nervenbündel, mein Kopf steht nicht still....ständig schießen irgendwelche Gedanken durch den Kopf und ja, es fällt mir absolut schwer mir etwas gutes zu tun.
Ich laufe vor mir selbst weg!
Wie war das mit den Basics im Leben? Wie war das mit Gedanken machen was wirklich wichtig im Leben ist? Was will ich? Die Liste 101 Dinge in 1001 Tagen???
Anstatt mich mal in Ruhe auf meinen Arsch zu setzen, mich mal ausruhen, mir auch mal Schlaf tagsüber zu gönnen, mir mal etwas gutes tun etc...
Verfalle ich noch extremer in bestimmte Zwänge.
Putze JEDEN Tag die Wohnung, wasche Wäsche, räume auf...bin eigentlich ausgebrannt und müde aber kann das nicht...
Es hat etwas "bestrafendes", ich erkenne es und kann es aber nicht lassen :-(
Ich laufe vor mir selbst weg und wie!
Ich kratze mir seit über zwei Wochen die Kopfhaut blutig, nicht weil es juckt, ich kratze und kratze, bis es blutet und wenn sich dann eine Kruste bildet kratze ich sie wieder ab...

Auch wenn ich "nur" noch 20 Stunden bekommen habe, habe ich derzeit wöchentlich Therapie. Letzte Woche ging es unter anderem auch um die Selbstbestrafung, das nicht zur Ruhe kommen, die Zwänge etc... Meine Erzählungen bestärkten es eigentlich nur noch dass ich hier nicht zur Ruhe komme. Dass ich raus muss, auch wenn ich weiß dass eine psychosomatische Klinik kein Urlaub ist. Dass ich dort mehr oder weniger gezwungen bin mich mit mir und meinen Problemen, meinen Baustellen wie ich es immer nenne, auseinander setzen muss... dass ich dort nicht meinem Putz,-und Aufräumwahn nachgehen kann, nicht sinnlos im www surfen kann etc...
Ich habe letzte Stunde erschreckend feststellen müssen dass es auch nicht einmal um meine sogenannten Baustellen geht welche ich meiner Therapeutin aufzählte.
Denn auf die Frage hin welche "Baustelle" wohl derzeit die presenteste sei, konnte ich ihr keine Antwort geben, im Gegenteil, ich bezeichnete etwas ganz anderes als "Baustelle": MICH!

Letzte Woche Freitag nahm ich dann meinen ganzen Mut zusammen und rief nochmals in der Klinik an und ja, ich ließ mich auf die Liste setzen.
Ängstlich wie sonst was.
Derzeit seien ja noch Sommerferien, aber es könne durchaus sein dass ich in 3-4 Wochen schon einen Anruf bekomme, meine Ärztin solle einen Eilantrag stellen, und ganz wichtig, die Klinik läuft unter Krankenhaus, d.h. es muss ein Antrag auf stationären Krankenhausaufenthalt sein!
Als ich auflegte wars mir echt zum heulen.
"Oh Göttin, was hab ich da gerade gemacht.... ist das richtig, ist meine Entscheidung richtig?"
"Kann ich das, schaffe ich das"?
Und vor allem "Was tue ich meinem Kind an?"
Ich reiße sie aus ihrem Kigaalltag, aus ihrem Umfeld...was bin ich nur für eine Mutter?

Ich dachte an die Worte meiner Therapeutin "Hier geht es um Sie Frau T., denken Sie an sich, denn sie sind auch eine Vorbildfunktion ihrem Kind gegenüber. Wenn es ihnen gut geht, geht es ihrem Kind auch gut... sie wird auch daraus profitieren..."

Am Donnerstag hab ich also den Termin bei der Psychiaterin...diesmal wird es nicht mit 5 Minuten getan sein und ich hoffe sie macht ihren Job gut.
Was Anträge und Co angeht soll sie ja gut sein. Und dennoch, gleich Gedanken wie "oje, hoffentlich schreibt sie das alles richtig, hoffentlich klappt das alles...was wenn nicht...ich will so nicht mehr..."

Das wars mal wieder von mir, und schon wieder ein halber Roman.
Drückt mir die Daumen dass das alles gut wird!
Es muss!

4 Kommentare:

  1. Mit Zwängen (Putzen) versucht man sich Sicherheit aufzubauen oder Druck zu lösen. Es zeigt nur wie groß dein Sicherheitsbedürfnis im Moment ist und wie nötig du eine Auszeit hast.
    Wenn man alleine daheim ist, dann werden die Gedanken nicht unbedingt besser. Da ist dann nämlich keine Ablenkung mehr.

    Stationärer Aufenthalt kann Wunder wirken. Der beschäftigt dich. Zumindest wenn das Problem der Alltag ist in dem man darin so extrem verstrickt ist, dass man nur noch Land unter sieht. Ich habe zwar auch schon gelesen, dass sie bei manchen nichts gebracht hat oder die Leute sich nicht ernst genommen gefühlt haben, bei mir jedoch hat es sehr viel geholfen.

    Ich war mal sechs Wochen lang in einer stationären Behandlung, und das war so richtig raus aus Welt. Die Panik kam dann erst in der letzten Woche, als ich dachte: "Nein ich will nicht zurück. Ich will jetzt lieber so wie ich bin neu anfangen, mit nem neuen Leben." Und das geht natürlich nicht einfach so. Trotzdem hat der ganze Aufenthalt geholfen und mir Zeit gegeben darüber nachzudenken und Strategien zu entwickeln: wie will/kann ich jetzt weiter machen?

    Wichtig ist glaube ich, dass man die Zeit wirklich nutzt um ganz allein auf sich selbst zu schauen. Fokus und Zentrierung.

    Ich weiß nicht ob du im Moment dazu in der Lage bist ein wenig Energiearbeit zu machen. So von wegen... erden, zentrieren, Reiki und so.

    Gruß
    C.

    AntwortenLöschen
  2. Ich habe in deinem Blog schon lange nichts mehr geschrieben, aber jetzt muss es sein.
    Nach dem was ich alles gelesen habe, finde ich es ehrlich gesagt schon von nöten für DICH eine Auszeit zu nehmen und alles hinter sich zu lassen. Denn letztendlich geht es darum das du wieder Ruhe und Ordung in dir zu finden. Ich wünsche dir viel Glück und Kraft, den ersten Schritt hast du schon gemacht. Du hast erkannt, das um dich geht und niemand anderes.

    Gruß Averroon

    AntwortenLöschen
  3. Hallo meine Liebe!

    Das hast du gut gemacht, dass du dich auf die Liste hast setzen lassen. Wirklich gut! Stell dir nicht die Frage "was tue ich meinem Kind da an..." - überleg dir mal, wie schlimm es wäre wenn du es nicht tust.

    Die Klinik wird dir gut tun! Deine Therapeutin hat schon Recht mit der Tagesklinik. Ich glaube auch nicht, dass es war für dich wäre. Der Alltag bleibt dennoch und es ist mehr Stress als Hilfe und dann hockt man wirklich lange oft nur rum ... schrecklich!

    Dann wirklich lieber stationär. Es ist jemand für dich da! Für dein Kind ist auch gesorgt und sieh es mal so - es wird eine Art Urlaub mit VIEL Programm werden. Eine Auszeit, die dir hilft an DIR zu arbeiten.

    Ich bin sehr zuversichtlich, dass es dir helfen wird. Auch wenn meine Reha damals für die Katz war - lag das, so weiß ich jetzt, eher an der Tatsache, dass kurz vorher ja mein Vater gestorben war.

    Lass dich drauf ein. Niemand will dir was Schlimmes. Lass dich drauf ein und höre auf dich. DU bist es der zählt - wenn es DIR schlecht geht .... kannst du auch für die Menschen um dich herum nicht mehr wirklich da sein.

    Sieh es nicht als "Oh Gott ..." sondern als "Ja ... das ist meine Hilfe und ich hab sie verdient!"

    Ich drücke dich von ganzem Herzen

    AntwortenLöschen
  4. das war ein mutiger schritt. herzlichen glückwunsch! was sagst du denn, daß du nichts auf die kette kriegst? das war doch eine reife leistung! *knuff* ich kann mich den anderen nur anschließen. und ich möchte noch was als mama sagen: dein kind ist nicht mittelpunkt deines lebens. dein kind ist "nur" ein wichtiger teil, aber der mittelpunnkt deines lebens bist du. und jetzt brauchst du etwas, bei dem du sogar deine tochter wunderbar unterbekommst - JUST DO IT! stell den aufenthalt dort doch als urlaub vor, als abenteuer, nicht als "rausreißen" oder gar strafe (für euch beide). ihr werdet beide neue impulse bekommen, neue leute kennenlernen, neue sachen sehen - genieße diese auszeit! nutz die zeit für dich. alles liebe!!

    AntwortenLöschen