Donnerstag, 5. September 2013

Vom alleine sein... (Teil 1)

Das "allein sein" begleitet mich schon ewig, bzw. die Angst und das Gefühl alleine zu sein...
Es ist ein sch*** Gefühl, vor allem weil es oftmals Überhand gewinnt und man sich vor kommt wie ein kleines, unselbständiges Kind.
Aber vielleicht kommt dieses Gefühl auch von ganz weit weg, schlummert schon seit Kindheitstagen in einem drin.
Ein Stück weit gehört das ja auch dazu, wenn ein Baby seine "Fremdelphasen" hat, wenn Kleinkinder in den Kindergarten kommen oder die Phasen haben dass Mama oder Papa vielleicht mal nicht mehr da sind...
Ja, vielleicht gehört das dazu...doch wann ist es genug?
Kann man so ewtas überhaupt pauschalisieren? "Muss" man das alleine sein einfach irgendwann akzeptieren, ertragen, annehmen...?

Ich gehöre wohl zu denjenigen welche das "alleine sein" noch nie so richtig "gelernt" haben.
Es war und ist für mich immernoch (sehr) schwer... das Gefühl des alleine seins, abends im Kinderzimmer, im Bett, Angst vor dem alleine sein wenn es um Landschulheimaufenthalte oder Konfirmantenfreizeit ginge. In der neunten Klasse "schaffte" ich es damals endlich mit auf Klassenfahrt in die Toscana zu gehen...ein Jahr später München (Abschlussfahrt)... und dennoch... Als ich mit 21 von zuhause auszog, meine erste, eigene Wohnung hatte, kam die Angst vor dem alleine sein in dem Moment als mein mittlerweile Ex-Mann damals für zwei Jahre nach Stuttgart auf die Technikerschule ging.
Diese zwei Jahre waren schrecklich, besonders abends, wenn der Tag dem Ende zuging, ich die Wohnungstür hinter mir schloss und "alleine" war.
Ich hasste es, dieses scheiß Gefühl, die Tatsache zwei Jahre mehr oder weniger eine Wochenendbeziehung zu führen und konnte die Wochenenden an denen mein Partner dann da war auch sehr schwer genießen.
Sonntagmorgens ging es schon los,dieses ständige auf die Uhr schauen, wieviel Stunden ist er noch da bis ich wieder alleine bin etc... oh ja, ich machte es meinem Partner schwer und meinen Mitmenschen auch. Viele konnten es sicher nicht nachvollziehen, wußten irgendwann sicher auch nicht mehr wie sie damit umgehen sollten, was sie mir noch aufbauendes sagen sollten etc...

Und nun? Ist dieses "alleine sein" wieder present....

Ich bin seit fast 5 Jahren mit meinem Partner, meinem Mann zusammen (wir sind zwar nicht verheiratet, aber ja, er ist mein Mann...)
Ich gebe, gerade was Beziehungen angeht doch nicht alles preis, erst recht nicht in einem öffentlichen Blog, aber ja, heute muss ich ein kleines bisschen preisgeben, ausholen...und nach Rücksprache mit meinem Schatz ist das auch ok.
Wie oft haben mein Mann und ich schon zu hören bekommen was für eine ungünste Konstellation es doch sei, dass wir zwei uns "gefunden haben".
Mein Mann der mir damals, als wir noch nicht einmal zusammen waren sagte dass er eine Borderline Diagnose habe, Depressionen...
Er hatte damals eine 10-jährige Psychotherapie schon hinter sich, nahm seine Antidepressiva und sein letzter Selbstverletzungsversuch war 2004. Ich konnte damals so gut wie nichts mit diesen Themen anfangen, ich bewunderte ihn, NEIN, ich bewundere ihn immer noch, wie er sein Leben in den Griff bekommen hat und ich ging diese Beziehung mit ihm ein.
Bis HEUTE bereue ich KEINEN einzigen Tag, auch wenn oftmals Dämonentage dazwischen waren.
Doch Fakt ist eben auch, dass wenn man eh schon "vorbelastet" ist, auch anfälliger für andere Dinge ist.
Man nicht so belastbar im Alltag ist, schneller am Anschlag ist etc.
Fakt ist eben auch, dass mein Mann seit Anfang Juni zuhause ist, ein klassischer Burnout... seine Arbeitssituation war und ist einfach beschissen und sie brachte in den letzten Monaten viel an Druck rein, in unseren Alltag, unsere Beziehung...
Es ging eigentlich nur noch um die Arbeit, das "abschalten" ging garnicht mehr...im Schlaf redete er und plante Baustellen, wenn er überhaupt noch richtig schlief.
Und irgendwann macht es einfach Peng, man wacht morgens auf und schafft es nicht mehr aus dem Bett.
Wenn der andere Partner ebenfalls psychisch angeschlagen ist, Depressionen hat (auch wenn er immer mal wieder dagegen ankämpft ;-) dann ist das echt nicht einfach.
Man funktioniert, muss versuchen stark zu bleiben, für Töchterlein und den Partner.
Man ignoriert seine Bedürfnisse, seinen eigenen Zustand und merkt einfach selbst nicht mehr wann alles zuviel wird, hat selbst seine "Baustellen" und Druck auf der Arbeit.
So waren wir also seit meinem Nervenzusammenbruch die letzten 7 Wochen beide zuhause... und ja, irgendwann kommt einfach der Punkt an dem man sich gegenseitig nicht mehr groß auffangen kann, halt geben kann weil man genug mit sich zu kämpfen hat.
Vor drei Wochen war mein Mann dann einfach an einem Punkt wo er sagte dass er nicht weiter kommt, er schon so lange zuhause ist und es nicht besser wird, er ja auch wieder irgendwann arbeiten muss etc.
Seine Therapeutin sprach ihn auf die psychosomatische Station in unserem Krankenhaus vor Ort an und er machte dort einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch aus.
Wir dachten beide dass dort sicher Wartezeiten bestehen und waren im ersten Moment geschockt als noch am selben Tag das Telefon klingelte und man ihm sagte dass er in einigen Tagen seinen stationären Aufenthalt antreten kann.
Sofort kam das Gefühl hoch, "oh Gott, bald bist Du alleine"! Ein Gefühl wie damals 2002 und es fühlte sich beschissen an.
Dazu kamen absolute Zweifel ob die Idee Töchterlein mit in diese eine Klinik zu nehmen so eine gute Idee sei.
Ich las viel im Internet, Bewertungen, Erfahrungen etc. Und viele Mütter schrieben eben "überlegt es Euch gut, so einen Aufenthalt mit einem kleinen Kind anzutreten ist sehr, sehr anstrengend".
Eine Mutter brach sogar ihren Aufenthalt nach fünf Tagen ab weil das Kind Heimweh hatte, es keine Eingewöhnung dort im Kiga gab und vor lauter psychischem Stress nichts mehr essen wollte und Fieber bekam...
Ich kenne mein Kind, und ich bekam einfach Zweifel. Keine Eingewöhnung, sie MUSS funktionieren, ich muss sie morgens dort im Kiga lassen damit ich pünktlich und vor allem meine Therapien, Anwendungen etc. wahrnehmen kann. Die Betreuung geht natürlich "nur" solange ich mein Programm habe, wir wissen dass eine Therapie auch mal ganz schön heftig sein kann, man danach einfach nur seine Ruhe mag, vielleicht einiges hoch kommt und man am weinen ist.... und dann?
Steht da ein Kind dass beschäftigt werden will, egal ob man sich dazu in der Lage fühlt oder nicht.

Ich besprach all meine Sorgen und Bedenken mit meinem Mann durch und er fragte mich ob ich denn noch ein paar Wochen warten könnte, durchhalten so doof es klingen mag, dann könnte ich diesen Schritt in die Klinik ALLEINE gehen...
Natürlich blockte ich erstmal ab, blos meinem Partner keine Umstände machen, kann ich das annehmen, kann ich das von ihm verlangen???

Wieder eine Therapiestunde, wieder einen Termin bei der Psychiaterin und Zuspruch von beiden dass dieser Schritt alleine doch besser, sinnvoller wäre.
Wieder ein schlechtes Gewissen, diesmal meinem Kind gegenüber.
Doch JA,
wenn ich in absehbarer Zeit nicht diesen Weg gehe, wann dann?
Erst wenn es mich noch weiter runter zieht?
Gibt es eine Grenze nach unten?
Lieber JETZT als wenn sie in die Schule kommt! Hier hat sie ihr gewohntes Umfeld, ihre Erzieher, Freunde, Papa, Omas und Co...

FORTSETZUNG FOLGT...


1 Kommentar:

  1. Danke, dass ich das lesen durfte.

    Ja, es ist schwer, sich zu entscheiden, WEM man nun etwas zumutet - dem Partner, dem Kind oder sich selbst. Ich kenne das auch.
    Manches kann man nur sehr schwer loslassen.

    Mach es dir leicht ♥ (eigentlich gehören hier Engelsflügel hin) :). Du hast es im Griff.

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